Stabilität im Kauorgan bei 50 plus

Die Menschen sind heute im hohen Alter oft noch vollbezahnt. Für die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde bedeutet dies, dass sie deutlich länger präventiv und therapeutisch begleitet werden müssen. Der Autor diskutiert vor dem Hintergrund der Wachstums- und Umbauvorgänge, wie sich ein mit vielen verschiedenen Methoden saniertes Gebiss langfristig verhält, etwa wenn intraossär stehende Implantatversorgungen neben parodontal verankerten Wurzeln stehen.

Jeder weiß es: Bei alten Leuten werden die Ohren immer größer, die Nase immer länger (Abbildung 1) und auch sonst sind die Alterungsvorgänge im Gesicht [Götz, 2006; Götz, 2007; Radlanski und Wesker, 2012; Götz, 2014; Radlanski, 2016] und auch im Mund unübersehbar [Götz, 2007]. Das bis ins hohe Lebensalter stattfindende Wachstum der Ohrmuscheln und der Nasenspitze ist auf das Verhalten der Knorpelzellen und auf die anatomische Konfiguration der Knorpelanteile zurückzuführen [Götz, 2012; Radlanski und Wesker, 2012]. Auch das Gesichtsskelett, so zeigen Untersuchungen [Behrents, 1985] lässt über die Jahrzehnte hinweg ein deutlich sichtbares Wachstum erkennen, das durchaus fünf Millimeter betragen kann (Abbildung 2).

Zumindest wird die allgemeine Regel eingehalten, dass Implantate erst bei „Erwachsenen“ eingesetzt werden sollten [Heij et al., 2006]. Doch wenn zwar das Wachstum des Gesichts in der Jugend beschleunigt stattfindet, aber lebenslang nicht zum Stillstand kommt, was bedeutet das für das Gebiss? Werden die Zahnreihen von den lebenslang wachsenden zahntragenden Anteilen des Gesichtsschädels davongetragen? Passt dann noch die Okklusion? Inzwischen gibt es – aufgrund der Erfolge der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde – durchaus viele betagte Patienten, die voll bezahnt sind. Dieser Wandel vollzog sich innerhalb der vergangenen drei Jahrzehnte: Meine Kinder sind (wie heute viele) kariesfrei, ich selbst habe Füllungen, meine Mutter trug eine Teilprothese, meine Großmutter zeigte mir ihre Vollprothese. Noch vor etwa 30 Jahren war der Verlust der Zähne bei den gerade erst 50-Jährigen weit verbreitet, es gab sogar in den Staatsexamina noch genügend Patienten, die eine Totalprothese brauchten. Dies ist heute die Ausnahme geworden.

 

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Quelle: zm-online.de